Rundflüge als Dank an Studierende

Fünf Studierende und zwei Professoren der Hochschule Niederrhein am Campus Krefeld hatten in monatelanger Forschungsarbeit eine umfassende Elternbefragung zur Gründung einer Schule in freier Trägerschaft in Isselburg durchgeführt. Im Juli 2019 stellten sie ihre umfassende Studie vor.

Das Ergebnis dieser Studie war überwältigend: Bis zu 93% der Eltern eines Schülerjahrgangs würden ihre Kinder auf der weiterführenden Schule in freier Trägerschaft in Isselburg anmelden, wenn die Wünsche und Erwartungen erfüllt werden. Damit wurden sogar die bereits extrem guten Zustimmungswerte übertroffen, die die Westfälische Hochschule am Standort Bocholt ein Jahr zuvor ermittelt hat. Drei Professoren von zwei unabhängigen Hochschulen kommen somit zum eindeutigen Forschungsergebnis: Die Eltern in Isselburg wünschen sich eine weiterführende Schule in freier Trägerschaft.

Unabhängig vom Ergebnis bedankte sich Schule für Isselburg e.V. bei den Forschern für die umfassenden Arbeiten mit sieben Gutscheinen für Rundflüge.

Am letzten Augusttag konnte Schule für Isselburg e.V., vertreten durch Andreas Pasckert sowie Jouanne und Thomas Menning, die Studierenden am Flugplatz Wesel-Römerwardt begrüßen.

Sabine Bosatov und Mario Schepers (Studierende der Hochschule Niederrhein)
mit Andreas Pasckert und Thomas Menning (Schule für Isselburg e.V.)

Die Studierenden waren im Vorfeld bereits mit Hilfe einer Checkliste genau gebrieft. So wurden beispielsweise Sonnenbrillen angeraten und umfassende Sicherheitshinweise gegeben.

Die genauen Ziele und Flugzeiten waren fest vereinbart, so dass die Kapazität des zweisitzigen Reisemotorseglers gut ausgelastet wurde.

Als Pilot stand Andreas Pasckert zur Verfügung, der seinen ersten Flug mit dem Studenten Tobias Stapels nach Isselburg durchführte.

Tobias Stapels und Andreas Pasckert (v.L.)

Herr Stapels erweist sich als sehr gelenkig und kann mit wenigen Hinweisen in das Flugzeug steigen. Danach werden die H-förmigen Sicherheitsgurte eng angelegt und zur Verständigung das Headset aufgesetzt. Nach Abarbeiten der Checkliste kann der Motor gestartet und der Flug angemeldet werden: „Wesel Info. Delta-Kilo-Bravo-Uniform-Lima.“ Mit diesem Eröffnungsfunkspruch meldet der Pilot die Kennung des Reisemotorseglers D-KBUL bei der Luftaufsicht Wesel an. Die Luftaufsicht bestätigt die Meldung: „Delta-Kilo Bravo Uniform Lima – Wesel Info.“ Der Pilot gibt sein Vorhaben bekannt: „D-KBUL. Scheibe Falke 25 C. Pilot Pasckert plus 1. VFR-Rundflug über Isselburg und Rees. Erbitte Startinformation.“

Aus dem Kopfhörer ertönen die Informationen der Luftaufsicht über die Windrichtung, die Startbahn 26 und über die Besonderheit, dass besonders auf den aktuellen Fallschirmsprungbetrieb sowie auf den bald beginnenden Segelflugbetrieb am Platz zu achten ist. Der Pilot bestätigt die Hinweise und rollt mit der Maschine zur Startbahn.

Nach dem Absolvieren der letzten Checks melden wir den bevorstehenden Start an: „D-KBUL. Rollhalt 26. Abflugbereit.“ Die Maschine rollt nach Freigabe durch die Luftaufsicht auf die Piste. Wir richten sie auf die Startbahn passend aus und geben Vollgas. Der Motor dröhnt auf, der Propeller dreht mit voller Geschwindigkeit und zieht die Maschine kraftvoll nach vorne. Der Motorsegler poltert über die unebene Grasbahn, beschleunigt, erreicht seine Abhebgeschwindigkeit und löst sich – endlich – von der Erde. Zunächst schwebt die Maschine in Bodennähe – wir nutzen den Bodeneffekt, um eine sichere Fluggeschwindigkeit aufzunehmen. Erst als 100 km/h erreicht sind, steigt die Maschine, gewinnt gleichmäßig an Höhe und überwindet am Ende der Piste die Masten der Sportboote, die dort im Jachthafen liegen, sowie die hohen Pappeln.

Platzrunde Wesel

Links wird der malerisch Rhein sichtbar, auf dem einige Frachtschiffe schwimmen. Vor uns liegt der Campingplatz und die Maschine dreht nach rechts in die Platzrunde. Hier klettert das Flugzeug auf 900 Fuß. In dieser Höhe kann man bei guter Sicht bis ins Sauerland schauen. Heute früh liegt aber noch eine massive Inversionsschicht im unteren Luftraum, so dass die Sicht auf 20 Kilometer begrenzt ist. Das reicht für einen sicheren Flug vollkommen aus.

Wir steigen bis auf 2000 Fuß und trimmen die Maschine aus. Die Luft ist ruhig. Der Motor brummt zufrieden und langsam schweben wir über die schöne Landschaft des Niederrheins nach Norden in Richtung Bocholt. Wir überkreisen die Stadt, werfen einen Blick auf die Hochschule und fliegen dann nach Westen, indem wir zunächst der Aa und danach der Issel folgen. Ich zeige meinen Gast die Stadt Isselburg. Erstaunlich sicher erkennt er das Schulgelände am Stromberg. „Schließlich“ – so erklärt er mir – „habe ich die Luftbildaufnahme der Schule ja bereits schon oft genug gesehen.“

Die Schulgebäude in Isselburg aus der Vogelperspektive – eine Schule am See.

Wie klein das gesamte Gelände von hier oben aus 2000 Fuß wirkt. Die Gebäude sind umrahmt von begrünten Bäumen und einen malerischen See an der Westseite. Man erkennt, dass die Stadtplaner diesen Standort gut überlegt gebaut haben. Dieser Standort liegt zugleich zentral in der Mitte des gesamten Stadtgebietes und ist der zentrale Verbindungspunkt zwischen den Menschen aus den umliegenden Ortsteilen. Dieser Standort muss unbedingt für unsere Schüler erhalten bleiben!

Wir fliegen weiter nach Anholt über das Wasserschloss, um dann nach Süden in Richtung Rees abzudrehen. Der Rhein ist gut sichtbar und gibt uns eine gute Orientierung, um zurück nach Wesel zu fliegen. Riesige Frachtschiffe wirken von hier aus wie Spielzeuge, umgeben vom Reflektionen des Sonnenlichts, das sich im Wasser spiegelt.

Über Funk melden wir uns beim Flugplatz Wesel an: „Wesel-Info. D-KBUL 10 km westlich in 2000 Fuß zur Landung.“ Durch den Kopfhörer ertönt die Stimme der Luftaufsicht, die uns die Landerichtung angibt sowie uns informiert, dass sich zur Zeit keine Fallschirmspringer in der Luft befinden. Wir können also problemlos in die Platzrunde fliegen, einen Blick auf Wesel werfen und Höhe abbauen. Vor uns liegt die Graspiste. Wir sinken. Die Häuser unter uns kommen näher und werden scheinbar größer. Knapp über der Piste wird die Maschine abgefangen und schwebt langsam aus. Sie wird langsamer, setzt sich und man hört, dass die Reifen Bodenkontakt kriegen und mit dem Rollen beginnen. Die Maschine erhält nun vollen Bodenkontakt, wird abgebremst und die Unebenheiten der Graspiste werden spürbar. Als die Maschine auf Schritttempo abgebremst ist, drehen wir und rollen auf der Piste zurück zur Luftaufsicht.

Als angehender Wirtschaftsingenieur hat mein Fluggast seinen Erstflug in einer Sportmaschine souverän gemeistert. Darüber hinaus merkte man ihm seine Begeisterung für diese neue Flugerfahrung an.

Sabine Bosatov und Andreas Pasckert

Wir verlassen das Flugzeug und helfen der Studentin Frau Bosatov in die Maschine. Auch sie möchte sich Isselburg anschauen. Die beiden nachfolgenden Studenten wünschen sich jeweils einen Flug nach Krefeld – dem Standort ihrer Hochschule. Nach dem Flug steigen alle Studenten mit echter Begeisterung und offensichtlich voller Endorphine aus dem Flugzeug aus. Sie danken unserem Förderverein für die schöne Erfahrung. – Und dabei haben wir diesen jungen angehenden Wirtschaftsingenieuren so viel zu verdanken.

Die größte Freude verschafften mir die Studierenden dadurch, dass jeder von ihnen sich sehr interessiert nach dem Stand und den weiteren Erfolgsaussichten unseres gemeinsamen Schulprojekts erkundigte.(Quelle: Andreas Pasckert, 4. September 2019)